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Die Forstpolitik in Nordrhein-Westfalen umfasst gesellschaftliche Interessenkonflikte und Handlungsprozesse, in deren Mittelpunkt der Wald steht. Hierbei gilt es Ausgleiche zwischen den Eigentümerinteressen, den Erholungsansprüchen von fast 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und den vielfältigen Funktionen des Waldes zu schaffen. Das Land wird hierzu als Gesetzgeber, Beratungsinstitution über seine Landesforstverwaltung und Fördermittelgeber tätig.

Strukturen und Funktionen des Waldes in Nordrhein-Westfalen
Im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen werden an den Wald seitens der Bevölkerung vielfältige Ansprüche gestellt. Das Landesforstgesetz gewährleistet den freien Zutritt zu Wäldern und sichert damit allen Bürgerinnen und Bürgern die wichtige Funktion der stillen Erholung in naturnahen Ökosystemen. Dies ist in unserer heutigen urbanen Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Die aus der Multifunktionalität des Waldes resultierenden Nutzungs-Zielkonflikte gilt es angemessen zu adressieren und nach Lösungen zu suchen, die einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen des Waldbesitzes, des Naturschutzes und einer erholungs- und erlebnisorientierten Bevölkerung herstellen.

Es ist das Ziel einer zeitgemäßen Forstpolitik, diese multifunktionalen Leistungen zum Nutzen gegenwärtiger und zukünftiger Generationen nachhaltig zu gewährleisten. Zukünftig weiter steigende Ansprüche und Wechselwirkungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen werden in regional unterschiedlicher Ausprägung immer wieder zu Zielkonflikten führen. Hier gilt es Handlungsempfehlungen zu entwickeln, die regional und lokal angewandt werden können. In einem Land wie Nordrhein-Westfalen mit dem höchsten Privatwaldanteil Deutschlands kann dies nur unter Berücksichtigung der vielfältigen Eigentumsinteressen und der Mitwirkung der rund 152.000 Eigentümerinnen und Eigentümer erfolgen, was zu sehr unterschiedlichen waldbaulichen Verhältnissen führt.

Diese Vielfalt kann – je nach Betrachtungsweise – als Stärke oder als Schwäche des Waldzustandes in Nordrhein-Westfalen interpretiert werden. Die auf diesen Flächen lastenden Zielkonflikte zwischen wirtschaftlichen Erwartungen, gesellschaftlichen Ansprüchen und Naturschutzvorgaben gilt es zu minimieren oder zu lösen. Partizipation und vertragliche Vereinbarungen auf Augenhöhe sind wichtige Bausteine.

Die Forstpolitik hat die Aufgabe, einen Ausgleich zwischen den gemeinwohlorientierten Leistungen und den Interessen und Rechten des Eigentums herbeizuführen, zum Beispiel durch entsprechende Beratung durch Fachleute, Gewährung von Förder- und/oder Ausgleichsmitteln, aber auch durch einen klaren rechtlichen Rahmen. Eine fachkundige Betreuung des Waldes, ob durch kundige Waldbesitzer selbst oder durch qualifizierte Forstleute, stellt dabei die ordnungsgemäße und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder im Interesse von Eigentum und Gesellschaft sicher. Forstpolitik muss sich darüber hinaus zunehmend mit anderen Politikbereichen wie zum Beispiel Naturschutzpolitik, Arten- und Bodenschutzrecht, aber auch mit dem Planungsrecht auf den verschiedensten Ebenen auseinandersetzen und abstimmen.

Die Sicherung der vielfältigen Funktionen des Waldes ist dabei gesetzlicher Auftrag. Grundsätzlich können alle Funktionen zur gleichen Zeit auf derselben Fläche erbracht werden, so dass sich diese überlagern. Auf Grundlage eines einheitlichen bundesweiten Leitfades wurden die Schutz- und Erholungsfunktion des nordrhein-westfälischen Waldes in 2019 aktualisiert, neu erfasst und gleichzeitig den heutigen Standards entsprechend digital aufbereitet. Nur so ist es möglich, dem gesetzlichen Auftrag zeitgemäß nachzukommen, indem ein Interessensausgleich zwischen den multifunktionalen Ansprüchen an den Wald auf einer fundierten Basis geschaffen wird und fortwährend kommuniziert werden kann.

Der rechtliche Rahmen ist wesentlich, um den Erhalt der Wälder als Flächennutzungskategorie mit vielfältigen wichtigen Funktionen zu postulieren und ihrer Inanspruchnahme enge Grenzen zu setzen.

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