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Verbände und Landwirtschaftskammer – engagierte Dienstleister für den Ökolandbau
In Nordrhein-Westfalen haben vier Ökoverbände eigene Landesgeschäftsstellen: Bioland, Demeter, Biokreis und Naturland. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert Projekte dieser vier Verbände in den Bereichen Beratung, Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Kerntätigkeit der Ökoverbände besteht in einer umfassenden Betreuung und Beratung von umstellungsinteressierten landwirtschaftlichen Betrieben, von ökologisch wirtschaftenden Erzeugern und von Verarbeitungsunternehmen, die ökologische Lebensmittel herstellen. Darüber hinaus ergreifen die Ökoverbände vielfältige Aktivitäten in der Verbraucherinformation. Im Januar 2014 haben sich die vier Landesverbände zu einer „Landesvereinigung für den Ökologischen Landbau NRW“ (LVÖ NRW e.V.) zusammengeschlossen, um zukünftig ihre Arbeit noch besser abzustimmen und noch effektiver den Ökolandbau in NRW voranzutreiben.


Vertreterinnen und Vertreter der LVÖ NRW e.V. (v.l.n.r.):
Jan Leifert (Bioland NRW), Ute Rönnebeck (demeter NRW),
Peter Schmidt (Biokreis NRW), Annette Alpers (Naturland NRW)
Foto: MLV NRW

Auch die Landwirtschaftskammer NRW ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner der Akteure des ökologischen Landbaus. Ihr Dienstleistungsangebot umfasst eine spezialisierte Beratung, ein umfangreiches Versuchs- und Demonstrationswesen, bundesweit vorbildliche Aus- und Weiterbildungsangebote und verbrauchernahe Öffentlichkeitsarbeit. Versuche zum ökologischen Landbaus werden in drei Einrichtungen der Landwirtschaftskammer durchgeführt: Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick in Kleve wurde 1999 ein eigener Versuchsbetrieb mit Milchviehhaltung und Futterbau auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt. Das Landwirtschaftszentrum Haus Düsse in Soest verfügt über einen Versuchsstall zur ökologischen Schweinehaltung. Im Gartenbauzentrum Köln-Auweiler werden seit über 30 Jahren Versuche zum ökologischen Gartenbau durchgeführt.

Aus- und Weiterbildung im Ökolandbau
Landwirtschaftskammer und Ökoverbände bieten (oftmals in Kooperation) fortlaufend ein fachlich abgestimmtes und informatives Angebot an Tagungen, Fachseminaren, Regionalgruppentreffen, Hof- und Feldbesichtigungen in ganz Nordrhein-Westfalen an. Diese Veranstaltungen helfen Umstellungsinteressierten, den ökologischen Landbau und erfolgreiche Ökobetriebe kennenzulernen beziehungsweise bereits ökologisch wirtschaftenden Landwirtinnen und Landwirten, Forschungs- und Versuchsergebnisse für ihre Arbeit zu nutzen.

Fachschule für ökologischen Landbau
Bereits im Schuljahr 1996/97 hat die (damalige) Landwirtschaftskammer Rheinland eine Fachschule für Ökologischen Landbau eingerichtet. Schülerinnen und Schüler mit abgeschlossener Berufsausbildung können dort in zwei Jahren Vollzeitunterricht umfangreiche Kenntnisse im ökologischen Landbau erwerben. Der Unterricht ist praxisorientiert, zahlreiche Exkursionen und Feldbegehungen sind feste Bestandteile des Lehrplans. Im Rahmen von Projektunterricht wird beispielsweise die konkrete Umstellung vom konventionellen auf ökologischen Landbau detailliert geplant.

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem ökologisch bewirtschafteten Milchviehbetrieb in Haus Riswick ist dieses Schulangebot einzigartig in Deutschland. Den Absolventen bieten sich umfassende Berufschancen im ökologischen Landbau und die Möglichkeit zum anschließenden Besuch einer Fachhochschule.

Thema „Ökolandbau“ in Fach- und Berufsschule
Die Landwirtschaftskammer ergreift vielfältige Aktivitäten sowohl im Bereich „Berufsschulen/Berufskolleg“ als auch im Bereich „Fachschulen“ zur Information von Lehrern und Schülern über den ökologischen Landbau. In der Berufsschule informiert sie im Rahmen der jährlichen Fortbildungsmaßnahmen für Berufsschullehrer, führt Exkursionen zu vorbildlichen Ökobetrieben durch und bietet außerdem eine gesonderte zweitägige Lehrerfortbildung zum Thema Ökolandbau an. In allen landwirtschaftlichen Fachschulen ist das Thema „Ökolandbau“ integraler Bestandteil aller Lernfelder. Die Landwirtschaftskammer hat ein einwöchiges Fachschul-Modul zum Ökolandbau inklusive Exkursion zum Ökobetrieb entwickelt und in der Praxis erprobt. Das Thema ökologischer Landbau in den landwirtschaftlichen Beruf- und Fachschulen soll weiter ausgebaut werden.

Fachgebiet Agrarökologie und Organischer Landbau (AOL) mit Campus Wiesengut -Versuchsbetrieb für Organischen Landbau
An der Universität Bonn forschte das „Institut für Organischen Landbau (IOL)“ bereits seit 1987 zu Fragen des ökologischen Landbaus. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem: Optimierung des Nährstoffmanagements, Erzeugung und Sicherung hoher Produktqualität, Optimierung der Unkrautkontrolle und Entwicklung von Umweltbewertungssystemen. Das Institut für Organischen Landbau (IOL) wurde im Oktober 2017 in das neu gegründete Fachgebiet Agrarökologie und Organischer Landbau (AOL) des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn überführt.

Der Schlüssel erfolgreicher Forschung am AOL ist die Integration von Grundlagenforschung und angewandter Forschung im Feldversuchswesen, Gewächshaus, Stall und auf Betriebsebene, durchgeführt auf dem ökologischen Lehr- und Versuchsbetrieb der Universität Bonn, dem Wiesengut als Versuchsbetrieb für organischen Landbau in Hennef. Der Wissenstransfer in die landwirtschaftliche Praxis wird unter anderem über das Leitbetriebe-Projekt sichergestellt.

Leitbetriebe Ökologischer Landbau in NRW
Unter der Federführung des Institutes für Organischen Landbau in Bonn (IOL) – seit 2017 übergegangen in das AOL – leistet das 1994 begonnene Projekt „Leitbetriebe Ökologischer Landbau in Nordrhein-Westfalen“ eine wichtige Zuarbeit für die Beratung. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer und 30 Ökobetrieben werden praxisnahe Versuchsfragen bearbeitet. Ziel des Projektes ist es, Praxis, Beratung und Forschung noch besser zu vernetzten. Auf dem Wiesengut, dem Versuchsgut des AOL, werden zunächst in erster Stufe wissenschaftliche sogenannte „Exaktversuche“ durchgeführt. Die Leitbetriebe bieten dann in der zweiten Stufe (ausgehend von den Ergebnissen der Exaktversuche) Beratungs- und Demonstrationsmöglichkeiten praxisreifer Produktionsverfahren vor Ort. Öffentlichkeit und Praxis werden bei Feldtagen, Fachveranstaltungen und mit Fachartikeln in vielfältiger Weise informiert.

Weitere Projekte im Ökolandbau:

Systematische Bewertung der Tierhaltung in Ökobetrieben
Mit dem Beratungskonzept „Verbesserung des Tierwohls in Betrieben des ökologischen Landbaus in NRW“ haben die Ökoverbände mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen im Jahr 2012 ein Projekt gestartet, um in verbandsangehörigen Bio-Betrieben bei der Optimierung der Tierhaltung beratend zur Seite zu stehen. Dazu wurden der „Leitfaden Tierwohl“ und neue Beratungswerkzeuge für die systematische Bewertung der Tierhaltung entwickelt. Die Betriebsleiter sollen für das Thema Tierwohl noch stärker als bisher sensibilisiert und die Berater im Umgang mit den Werkzeugen geschult werden. Der Leitfaden wird seitdem fortlaufend unter der Regie der Arbeitsgemeinschaft Tierwohl (AGT) der Verbände weiterentwickelt.

Risikomanagement für die Öko-Verarbeitung
Was macht ein Risiko bei der Verarbeitung von Öko-Produkten aus? Risiken sind besonders relevant, wo an einer bestimmten Stelle im Produktionsablauf im eigenen oder beauftragten Betrieb ein so gravierender Fehler auftreten kann, der eine Bio-Kennzeichnung der hergestellten Ware ausschließt. Das Landwirtschaftsministerium hat 2015 einen Leitfaden als praktische Handreichung erstellt, um kleine und mittlere Verarbeitungsunternehmen bei der Umsetzung des EU-rechtlich geforderten Konzepts der kritischen Öko-Punkte zu unterstützen. Dieser Leitfaden wurde im Dezember 2021 aktualisiert. Dies soll dazu beitragen, dass ein vielfältiger, regionaler Markt für Öko-Produkte in Nordrhein-Westfalen gefördert und unterstützt wird.

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