Waldbau ist das zentrale Steuerungsinstrument für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder. Standortgerechte und mehrschichtige Mischbestände erhöhen auch die Stabilität der Wälder im Klimawandel. Hierbei spielen die heimischen Baumarten und geeignetes Vermehrungsgut eine wichtige Rolle. Das Waldbaukonzept NRW richtet sich als Empfehlung an alle Waldeigentumsarten und unterstützt den Waldbesitz bei der Anpassung an den Klimawandel.
Waldbau im Klimawandel Die Begründung, Pflege und Ernte von Waldbeständen über waldbauliche und forsttechnische Verfahren ist der Kern der Waldbewirtschaftung. Eine nachhaltige, multifunktionale und naturnahe Waldbewirtschaftung ist Gegenstand forstwissenschaftlicher Empfehlungen und des Forstgesetzes. Im Klimawandel ist ein wichtiges waldbauliches Ziel, die Stabilität und die Resilienz der Wälder zu erhöhen sowie die Risiken für die Forstbetriebe zu verringern.
Für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg der Forstbetriebe und aus ökologischen Gründen kommt der Entwicklung standortgerechter und mehrschichtiger Mischbestände eine grundlegende Bedeutung zu. Hierbei stehen heimische Laub- und Nadelbäume im Vordergrund. Die Verwendung von geeignetem forstlichen Vermehrungsgut (Herkünfte, Genetik) spielt ebenfalls eine große Rolle. Einige ausgewählte bewährte Baumarten, die aus anderen Regionen der Erde eingeführt wurden, wie beispielsweise die aus Nordamerika stammende Douglasie, können das heimische Artenspektrum ergänzen. Auch die in Süddeutschland verbreitet vorkommende Weißtanne ist eine vielversprechende Baumart.
Insbesondere im Klimawandel sind Standortgerechtigkeit und Mischung der Baumarten besonders wichtig, um die Stabilität und Resilienz der Wälder zu erhöhen. Zudem können auch veränderte Bewirtschaftungsformen wie ein früheres Ernten der Waldbestände zur Risikominimierung für die Forstbetriebe beitragen.
Waldbaukonzept NRW Die Landesforstverwaltung hat 2018 mit Fachbeiträgen auch des Geologischen Dienstes und des Landesumweltamtes (LANUV NRW) umfassende „Waldbaukonzept NRW“ erstellt. Hierbei haben Fachleute aus dem Privat- und Kommunalwald mitgewirkt und alle relevanten Verbände wurden einbezogen. Auch wissenschaftliche Einrichtungen außerhalb von NRW haben die Erstellung fachlich unterstützt. Das Waldbaukonzept wurde in 2021 in einer überarbeiteten Fassung, in der Aspekte des Klimawandels noch weitergehender berücksichtigt wurden, veröffentlicht. Das Konzept umfasst 23 spezifische Waldentwicklungstypen mit Standortbezug und Baumartenmischungen sowie konkrete waldbauliche Behandlungsempfehlungen für Waldbestände.
Neben allgemeinen waldbaulichen Grundsätzen stehen die Verjüngung von Waldbeständen und Aspekte des Naturschutzes, des Wildmanagements, des Waldschutzes und der Holzverwendung im Vordergrund. Das Konzept geht auch näher auf die waldbauliche Behandlung von Flächen ein, die, zum Beispiel, nach Stürmen und Insektenkalamitäten schwer geschädigt sind. Damit ist es fachlich breit ausgerichtet, basiert auf aktuellen forstwirtschaftlichen Grundlagen und richtet sich als Empfehlung an alle Formen des Waldeigentums.
Wiederbewaldungskonzept NRW Bezüglich der Wiederbewaldung großer Schadflächen wird das Waldbaukonzept NRW durch das 2020 veröffentlichte Wiederbewaldungskonzept NRW ergänzt. Die zentrale Empfehlung des Wiederbewaldungskonzepts ist die sinnvolle Kombination geeigneter Naturverjüngung mit gezielter ergänzender Pflanzung. Das Konzept beinhaltet Beispiele für die idealtypische Begründung neuer Waldbestände unter der Auswahl von Waldentwicklungstypen des Waldbaukonzepts. Bei der Erarbeitung haben Fachleute aus dem Privat- und Kommunalwald sowie des Naturschutzes mitgewirkt, und alle relevanten Verbände wurden einbezogen.
Unterstützende Angebote Die Anwendung des Waldbaukonzepts NRW und des Wiederbewaldungskonzepts NRW wird durch die vielfältigen digitalen Karten des Internetportals Waldinfo.NRW, insbesondere die Karten zur Eignung von Baumarten und Mischbeständen im Klimawandel, praktisch unterstützt. Dies beinhaltet auch ein interaktives Instrument zur Wiederbewaldung. Zu den Konzepten bietet der Landesbetrieb Wald und Holz allgemeine fachliche Beratung und im Rahmen des forstlichen Bildungsprogramms auch Schulungen an. Über die Förderrichtlinien Extremwetterfolgen und forstliche Maßnahmen im Privat- und Kommunalwald bestehen Fördermöglichkeiten für verschiedene waldbauliche Maßnahmen.
Die Landesforstverwaltung beteiligt sich am europäischen Netzwerk INTEGRATE, das die Integration von Naturschutzaspekten bei der Waldbewirtschaftung zum Ziel hat. Dies beinhaltet auch die Einrichtung von Demonstrationsflächen, sogenannten Marteloskopflächen.